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Mahnwache zu Gaza mit persönlichen Botschaften aus Israel und Palästina

Auf dem Plakat zur Mahnwache steht: 'Wir fordern: Stoppt den Krieg in  Gaza - Lasst die Geiseln frei - Seid Menschen'. Dazu sind die israelische und die palästinensische Flagge, sowie die Logos der Veranstaltenden abgebildet.
Datum:
22. Sept. 2025
Von:
Josef Freise

"Stoppt den Krieg in Gaza! Lasst die Geiseln frei! Seid Menschen"! Mit diesen Aufforderungen lud ein weithin sichtbares Plakat am 19. September 2025 auf den Treppenstufen der Matthiaskirche zur Mahnwache ein. Ein großer Kreis von Menschen war zusammengekommen, die mit Kochlöffeln auf Töpfe trommelten und so auf die Hungerkatastrophe in Gaza aufmerksam machten.

Für die Stadt sprach Bürgermeister Peter Jung ein Grußwort. Er betonte die besondere Nähe Deutschlands zu Israel und erinnerte an den Besuch von Neuwiedern bei den israelischen Freunden, als diese gemeinsam in Bunker fliehen mussten, weil am Himmel Raketen flogen. Gleichzeitig verwies er auf die palästinensischen Freunde in Surif, die seit Jahren immer wieder von extremistischen Siedlern angegriffen und schikaniert werden. "Sie machen sich berechtigte Sorgen, dass Netanjahu für seine großisraelischen Träume das Völkerrecht missachtet und am Ende auch das Westjordanland annektieren will."

Peter Schwarz vom Bündnis für Demokratie und Toleranz berichtete von der Partnerschaft mit einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen nahe Haifa, die er über viele Jahre betreut hat. Er habe großartige Israelis und Palästinenser kennengelernt, die nie einen Zweifel an ihrem Friedenswillen offenließen. Deshalb sei es ihm wichtig, an die Opfer beider Seiten, der im Krieg getöteten Palästinenser in Gaza sowie der am 7. Oktober 2023 getöteten Israelis und der israelischen Geiseln zu erinnern und ein Ende der Gewalt zu fordern.

Vertreter der Trägerorganisationen der Mahnwache vom Arbeitskreis Palästina, von Amnesty, EIRENE und vom Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel EAPPI lasen dann Friedensbotschaften von befreundeten Israelis und Palästinensern vor, die eigens für diese Veranstaltung geschrieben waren. Der Tel Aviver Historiker Eyal Naveh beklagte die kriminellen Akte seiner eigenen Regierung: "Als Israeli bin ich mitverantwortlich - ich hoffe, dass Ihr in Deutschland Einfluss auf Eure Regierung nehmen könnt", schrieb er. Die israelische Sozialwissenschaftlerin Shifra Sagy bedankte sich für das Engagement der Demonstrierenden. Auch sie demonstriere regelmäßig, "aber meine Regierung hört nicht zu, genauso wie die Hamas nicht auf die armen Menschen in Gaza hört. Ich schätze Eure Bemühungen sehr."

Einzelne Teilnehmer hatten Plakate mitgebracht. "Bring them home" war die Forderung einer Teilnehmerin mit einer israelischen Flagge. "Keine Waffenlieferung an Israel", stand auf einem Plakat der muslimischen Ahmadyyja-Gemeinde.

Konkrete Forderungen an die israelische Regierung hatte der palästinensische Erziehungswissenschaftler Sami Adwan, der schon oft in Neuwied war, den Veranstaltern geschrieben: "Hört auf, in Gaza Säuglinge, Kinder, schwangere Frauen und ältere Menschen auszuhungern, und lasst Lebensmittel, Wasser, Medikamente und Kochgas nach Gaza. Hört im Westjordanland auf mit den gewalttätigen Angriffen jüdischer Siedler auf Palästinenser. Hört auf, Siedlungen zu bauen und Siedler zu bewaffnen!"

Die einzelnen Forderungen wurden durch das Topfschlagen und durch Instrumentalmusik mit einem Saxophon unterstrichen. Der Veranstaltungsleiter Josef Freise vom Arbeitskreis Palästina verwies auf die Verantwortung der deutschen Regierung: Deutschland dürfe in der EU nicht die Sanktionsmaßnahmen gegen Israel boykottieren. Es sei nicht auszuschließen, dass der Internationale Gerichtshof angesichts der Schwere der Kriegsverbrechen Anklage wegen Beihilfe auch gegen deutsche Politiker und Verantwortliche des Rüstungsexports erhebe.