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Hermann-Josef Schneider:Karwoche: eine "großartige" Zeit

Datum:
12. Apr. 2025
Von:
Fixpunkt - Hermann-Josef Schneider
Hermann-Josef Schneider

Ich schaue aus dem Fenster: Blauer Himmel. Und das schon seit vielen Tagen. Ein frischer Wind belebt die Sinne und in der Natur bricht überall neues Leben hervor. Wie großartig ist das!

An diesem Sonntag beginnt auch wieder eine "großartige" Zeit. Christen feiern die Karwoche, die heilige Woche. Für viele Menschen die wichtigsten Tage des Jahres. Von Palmsonntag bis Ostern entfaltet sich das ganze Leben. Jubel und Hoffnung auf bessere Zeiten an Palmsonntag: Jesus zieht in Jerusalem ein. Hosianna! Verrat und Depression, Verhaftung, Verurteilung, Folter und Tod, das Ende. Karfreitag. Tage der Trauer. Und dann: Jubel, Auferstehung, neues Leben, Hoffnung. Halleluja. Er lebt.

Wie in einem Brennglas werden menschliche Erfahrungen im Leben des Menschen Jesus von Nazareth deutlich. Er wird gehypt und man lässt ihn fallen. Im entscheidenden Moment ist er allein. Er wird zum Sündenbock gemacht: einer muss ja schuld sein.

Vieles von dem erleben wir in diesen Tagen fassungslos, nicht nur in Amerika.

Es sind altbekannte Muster. Schuldige werden gesucht, von eigenen Fehlern wird abgelenkt, um den eigenen Vorteil zu sichern.

Es ist zum Verzweifeln. Es macht wütend und ratlos.

Der Blick aus dem Fenster kann Hoffnung machen. Nach dem kalten und dunklen Winter brechen sich Wärme und Licht Bahn. Scheinbar Totes erwacht zu neuem Leben. Das ist die Botschaft von Ostern - aber zuvor müssen, nein: dürfen wir durch die Karwoche.

Erst das Erleben von Palmsonntag und Karfreitag machen uns das großartige von Ostern bewusst: nicht Ungerechtigkeit und Tod werden das letzte Wort haben, sondern das Leben.

Am Donnerstag in der Karwoche, dem Gründonnerstag, feiert Jesus mit seinen Freunden das letzte Abendmahl. Dabei wäscht er ihnen die Füße, als Zeichen der Nächstenliebe und als Aufforderung an uns, den Nächsten nicht zu vergessen und in den Mittelpunkt zu stellen. So können wir die kommende Woche mit unserem Tun heiligen und großartig machen.

Hermann-Josef Schneider, Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Neuwied